Zuger Übersetzer-Stipendium 2021 an Vera Bischitzky
Anerkennungspreis an Katharina Meyer und Lena Müller
Das dreizehnte Zuger Übersetzer-Stipendium in der Höhe von SFr. 50'000 geht an Vera Bischitzky (Berlin) für die Übersetzung des Romans Das Steilufer (Obryv) von Iwan Gontscharow. Das Buch wird im Hanser Verlag (München) erscheinen.
Den Zuger Anerkennungspreis in der Höhe von je SFr. 10'000.- erhalten Katharina Meyer (Düsseldorf) und Lena Müller (Berlin). Sie übersetzen für Zsolnay (Wien) den Roman La Danse du vilain von Fiston Mwanza Mujila.
Die Preisverleihung findet am 12.6.2022 in Zug statt.
Die Preisträgerin des Zuger Übersetzer-Stipendiums
Vera Bischitzky, geboren 1950 in Berlin, studierte Russistik und Anglistik. Von 1972-1980 arbeitete sie als Redakteurin, anschliessend und bis heute als Übersetzerin, Lektorin und Publizistin. In den 1990er Jahren war sie Interviewerin unter anderem für Steven Spielbergs Survivors of the Shoah Visual History Foundation.
2010 erhielt Vera Bischitzky den Helmut-M.-Braem-Preis für die Übersetzung von Nikolai Gogols Tote Seelen; 2014 den internationalen Gontscharow-Preis für Herausgabe und Übersetzung von Oblomow sowie die Herausgabe und Übersetzung des Briefbandes Herrlichste, beste, erste aller Frauen.
Der Autor und das Werk
Iwan Gontscharow (geboren 1812 in Simbirsk, gestorben 1891 in Sankt Petersburg), Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, bildete sich an der Handelsschule und später an der Universität Moskau aus. Danach arbeitete er in unterschiedlichen Positionen als Beamter in Sankt Petersburg. Er gehört zu den grossen Klassikern der russischen Literatur, blieb aber trotz der Popularität seines Romans beziehungsweise Protagonisten Oblomow etwas im Schatten seiner Zeitgenossen Gogol, Dostojewski, Tolstoi und Turgenjew.
Das Steilufer (Obryv) erschien zuerst 1869. Das Buch bildet zusammen mit Eine gewöhnliche Geschichte und Oblomow eine Art Trilogie. Diese dokumentiert einen eigentlichen Epochenumbruch im russischen Alltag. Das althergebrachte, patriarchalische Gefüge in der Provinz wird einem modernen, europäischen Leben gegenübergestellt; beide Pole haben ihre je eigenen Ambivalenzen. Gontscharow schildert die Zerrissenheit der Protagonisten zwischen diesen beiden Welten und die Suche der Helden nach ihrem eigenen Platz.
Die Preisträgerinnen des Zuger Anerkennungspreises
Katharina Meyer (*1979) lebt als freie Übersetzerin in Düsseldorf. Sie übersetzt aus dem Englischen, Französischen und Spanischen.
Lena Müller (*1982) ist freie Übersetzerin aus dem Französischen sowie Autorin. Sie lebt in Berlin.
Der Autor und das Werk
Fiston Mwanza Mujila (*1981) ist ein französischsprachiger, aus dem Kongo stammender Autor. Er lebt in Graz, schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke und unterrichtet afrikanische Literatur an der Universität.
Fiston Mwanza Mujila, Katharina Meyer und Lena Müller erhielten 2017 gemeinsam den Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt. Der Autor für seinen Roman Tram 83, die beiden Übersetzerinnen für ihre Übertragung desselben ins Deutsche.
Die Jury
Der Vorstand des Vereins Zuger Übersetzer verleiht das Zuger Übersetzer-Stipendium gemäss den Vorschlägen einer Fach-Jury. Dieser gehören zurzeit an:
Christoph Balmer, Zug, Buchhändler und Verleger
Ulrich Blumenbach, Basel, Übersetzer
Dr. Brigit Eriksson-Hotz, Baar, Germanistin
Dr. Georg Gerber, Zug, Deutsch- und Philosophielehrer an der Kantonsschule Zug, Vorsitzender der Jury
Prof. Dr. Thomas Hunkeler, Freiburg, Professor für französische Literatur an der Universität Freiburg
Paula Marty, Zug, Journalistin
Manfred Papst, Zürich, Redaktor
Dr. Ilma Rakusa, Zürich, Autorin und Übersetzerin, Lehrbeauftragte am Slawischen Seminar der Universität Zürich, emeritiert
Dr. Jürg Scheuzger, Zug, ehem. Deutschlehrer an der Kantonsschule Zug
Dr. Gabriela Stöckli, Zürich, Geschäftsführerin des Übersetzerhauses Looren