Attraktive Zuger Übersetzer-Gespräche zu Gontscharow und Dylan
Die Zuger Übersetzer präsentierten am ersten November-Wochenende ein wahrhaft genreübergreifendes Programm. Und stiessen damit beim Zuger Publikum auf grosses Interesse.
Iwan Gontscharow, einer der grossen Romanciers des russischen Realismus, sowie der wirkungsmächtigste Singer und Songwriter des 20. Jahrhunderts, Bob Dylan, standen im Zentrum. Vera Bischitzky, Gewinnerin des Zuger Übersetzer-Stipendiums 2021, und der Autor und Dylan-Übersetzer Gisbert Haefs führten kundig und mit Witz durch den Kosmos dieser zwei Sprachartisten.
Der Freitagabend stand ganz im Zeichen von Iwan Gontscharow ‒ und auch im Schatten des russischen Angriffskrieges, der seit dem 24. Februar die Arbeit aller Russisch-Übersetzer*innen überschattet. Sie fühle sich Gontscharows Werk besonders nahe, sagte Vera Bischitzky im Gespräch mit Georg Gerber, weil er sich, anders als die berühmteren Zeitgenossen Tolstoi und Dostojewski, dem Wesen des Menschen «frei von jeglicher Missionsattitüde» nähere.
Der Samstagmorgen gehörte dann Bob Dylan, dem Musiker, der als einziger seiner Zunft den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Entlang einer Reihe von prägenden Dylan-Songs aus den Alben «Blond on Blonde» (1966), «John Wesley Harding» (1967), «Blood on the Tracks» (1975), «Oh, Mercy» (1989), «Time Out of Mind» (1997) durchstöberten Moderator Röbi Koller und Gisbert Haefs auf höchst unterhaltsame Weise diesen einzigartigen Kosmos. Immer wieder verwies Haefs mit Bewunderung auf die Bildhaftigkeit der Lyrics. Die Illusionslosigkeit angesichts der schieren Unübersetzbarkeit vieler Dylan-Songs hat den Übersetzer, so schien es, erst so richtig hellhörig für die ausserordentliche Qualität der Songtexte in der Originalsprache gemacht.