Sprachen finden für eine vielstimmige Realität

Der österreichisch-kongolesische Autor Fiston Mwanza Mujila und die beiden Literaturübersetzerinnen Katharina Meyer und Lena Müller führten an den gut besuchten Zuger Übersetzer-Gesprächen 2023 vor, wie das geht ‒ eine Übersetzung zum Klingen bringen.

Die Performance des Autors und des Jazz-Saxophonisten Patrick Dunst waren eine stimmige Einführung in ein Romanepos, das Genregrenzen mit Verve überschreitet. Die Städte in Afrika seien überall und immer voller Lärm, Musik, Stimmen, Geschrei, erzählt Fiston Mwanza Mujila am ersten Abend der Zuger Übersetzer-Gespräche. Es ist diese allgegenwärtige Geräuschkulisse, die der «urbanen Architektur» auch von Mujilas Heimatstadt Lubumbashi den Stempel aufdrückt und die ihn als Autor inspiriert.

  
Patrick Dunst, Fiston Mwanza Mujila

Tondokument: Ausschnitt aus der Performance von Fiston Mwanza Mujila mit Patrick Dunst

Die offene, nicht lineare Erzählstruktur von Mujilas faszinierendem Romanepos umkreiste im zweiten Teil der Übersetzer-Gespräche am Samstag auch Georg Gerber in einem kundig geführten Gespräch mit den beiden Übersetzerinnen Lena Müller und Katharina Meyer. Wie bringt man im Deutschen Mujilas untergründigen Ton des Romans zum Klingen, der ständig in Spott zu kippen scheint? Wie fängt man den zwiespältigen Charakter der vielen Redewendungen ein, ohne ins Floskelhafte abzugleiten? Mujilas literarisch offene Vorlage verlangte von den beiden Übersetzerinnen nicht zuletzt übersetzerischen Mut. Das Plädoyer der beiden Zuger Anerkennungspreisträgerinnen, neben Recherchieren und Analysieren übersetzerisch etwas zu wagen, deutet jedenfalls daraufhin. Ein gewisser Kontrollverlust sei bei der Übertragung eines solchen Romans hilfreich.Was einfach tönt, ist hohe Kunst; zu weit fällt’s offensichtlich leichter.


Georg Gerber, Katharina Meyer, Lena Müller

Tondokument: Übersetzergespräch von Georg Gerber mit Katharina Meyer und Lena Müller

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Aktuelles

Zuger Übersetzer-Stipendium 2025 an Karl-Ludwig Wetzig
Zuger Anerkennungspreis an Christophe Fricker

Das fünfzehnte Zuger Übersetzer-Stipendium in der Höhe von SFr. 50'000.- geht an Karl-Ludwig Wetzig (Göttingen) für die Übersetzung des Romans Sechzig Kilo Sonntage (Sextíu kílo af sunnudögum) von Hallgrímur Helgason. Das Buch wird im Tropen Verlag (Berlin) erscheinen.

Der Zuger Anerkennungspreis in der Höhe von SFr. 15'000.- geht an Christophe Fricker (Bristol). Er übersetzt den Roman The Golden Gate von Vikram Seth.

Die Preisverleihung findet am 7. September 2025 in Zug statt.